Darmstadt 1914

Hinweise für eine weiterführende Lektüre

Wer in einem Internet-Suchprogramm die Begriffe „Darmstadt“  und „1914“ eingibt, erhält als Resultat vor allem Hinweise auf die berühmte Jugendstilausstellung, die damals auf der Mathildenhöhe gezeigt wurde. Doch wachsende internationale Spannungen und schließlich der Beginn des Ersten Weltkriegs prägten ab Mitte des Jahres auch das Leben in Darmstadt. Darmstadt war Garnisonsstadt mit etwa fünftausend Militärangehörigen, und die militärische Mobilmachung konnte nicht spurlos daran vorbeigehen. Doch gibt es über die lokalen Ereignisse im Zusammenhang  des Ersten Weltkrieges kaum historische Untersuchungen. Wir wollen interessierten Leser_innen daher einige Hinweise auf weitergehende Informationen geben.

Auf den Kontrast zwischen dem beabsichtigten „Darmstädter Kunstjahr“ und dem militärischen Aufmarsch macht der Artikel „Mobilmachung 1914"  aufmerksam, den Jörg Helene in seinem Blog „darmundestat.wordpress.com“ veröffentlichte. Darüber hinaus beschreibt der Artikel die krassen sozialen Gegensätze, die zu jener Zeit in Darmstadt herrschten.

Einen ausführlicheren chronologischen Überblick über diese Zeit bietet die Webseite der Darmstädter Gruppe der DFG/VK (Deutsche Friedensgesellschaft/ Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen). Deutlich wird hierbei, wie sehr die Stimmung von oben durch die Berichterstattung in den Zeitungen und z.B. durch Militärkonzerte angeheizt wurde.

Teilweise erschreckende Beispiele für die bei einem Teil der Bevölkerung verbreitete Kriegsbegeisterung und Hysterie dokumentiert das „Digitale Archiv Hessen-Darmstadt“ auf seiner Webseite. Deutlich wird hier, wie sehr Schulleiter und Lehrer den „Dienst am Vaterland“ propagierten und die männlichen Jugendlichen zum Militärdienst, die weiblichen Jugendlichen zum „freiwilligen Arbeitsdienst“ drängten.

Einen differenzierteren Blick auf das sogenannte „Augusterlebnis“ wirft der Historiker Michael Stöcken. In seiner Studie „Augusterlebnis 1914 in Darmstadt“ aus dem Jahr 1994 stellt er in Frage, dass es dieses in der überlieferten Form überhaupt gegeben habe. Durch Auswertung der lokalen Presse, von Briefen und Tagebuchaufzeichnungen sowie durch Befragung von Zeitzeugen kommt er zu dem Schluss, dass in dem zur Schau gestellten Patriotismus eher die Unsicherheit vor der Zukunft als wahre Kriegsbegeisterung zum Ausdruck kam.

Zu diesem Buch gibt es eine Buchbesprechung in der „ZEIT“. Seit Herbst 2014 ist es wieder in neuer Auflage erhältlich.

27.08.2014
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