Willi Muth wird Bürgermeister in Mühltal

Kommentar zur Bürgermeisterwahl in Mühltal

Knapp wie manche Entscheidung bei Olympia war der Wahlsieg von Willi Muth (FDP) beim Bürgermeisterfinale. Er gewann die Stichwahl am 18.02.2018 mit gerade 51 Stimmen Vorsprung. Ihm gilt in erster Linie unser Glückwunsch. Dass dagegen Katharina Ebert (SPD) trotz ihres guten und starken Engagements unterlag, ist gewiss nicht ihr persönlich anzulasten. Sie erhielt vielmehr die Quittung für die teilweise krude Politik einer Mühltaler SPD-Fraktion, bei der neben einigen durchaus wackeren Sozialdemokraten leider auch einige Personen mitwirken, bei denen man sich wundert, dass sie in dieser Partei sind. Diese reichlich durchwachsene und zuweilen orientierungslose SPD-Politik, zerrissen zwischen sozialen Aussagen und konservativer Politikgestaltung, blieb offenbar auch den Wählern nicht verborgen. Und so mancher musste in dieser Situation wohl daran zweifeln, ob es einer Bürgermeisterin Ebert wirklich hätte gelingen können, sich unter ihren Parteifreunden durchzusetzen oder ob sie früher oder später vom neoliberalen Flügel „verheizt“ worden wäre.

Dabei lag Katharina Ebert bei der ersten Wahlrunde am 28.01.2018 mit 34 % der Stimmen klar vor Willi Muth (23,7 %) und dem von der CDU aufgestellten Thomas Hölscher (22,4 %). Platz 4 belegte Christoph Zwickler (FUCHS) mit 14 % und Platz 5 ging an Falko Holger Ostertag (Die Mühltaler) mit 5,9 %. Dieses erste Wahlergebnis war zwar eine Überraschung und doch zumindest, was die Ergebnisse der CDU anbelangt, ein Abbild der „verbrannten Erde“, die die bisherige Bürgermeisterin Astrid Mannes (CDU) in Mühltal hinterlassen hat.

Mannes hatte in den letzten beiden Jahren einen zunehmenden aggressiven und oft am Rande der Respektlosigkeit gehaltenen Auftritt gehabt. Das wurde in den Ausschusssitzungen der Gemeindevertretung, aber auch in den Gemeindevertretersitzungen selbst immer klarer. Dafür wurde sie öfters gerügt – allein genutzt hat es wenig. Wurde die CDU folglich schon von Nicht-Anhängern bei der letzten Bundestagswahl mit Stimmen unterstützt, damit Frau Mannes ja bald auch Mühltal verlassen werde, so haben auch die Bundestagswähler in Mühltal, die die CDU im September 2017 mit der Erststimme (37,3 %) und Zweitstimme (29,8 %) unterstützt hatten, nun ein klares Zeichen gesetzt, dass zumindest die oder der nächste Bürgermeister nicht mehr aus den CDU-eigenen Reihen gestellt werden soll.

Auch dass die CDU in der Gemeindevertretung immer wieder sinnvolle, für Mühltal wichtige Anträge mit einem NEIN bei der Abstimmung boykottierte, da sie nicht vom „richtigen“ Antragsteller kam, ist vielen Besuchern aufgefallen und mit großem Ärger und Unverständnis kritisiert worden. Selbst hatte die CDU bisher bei der Antragstellung wenig bis gar nichts zu bieten.  

Mit einem neuen Bürgermeister Willi Muth steigt nun zumindest die Hoffnung, dass er in den kommenden Jahren seinen Beitrag dazu leisten wird, dass auch kleinere Fraktionen nicht länger so abgebügelt werden wie in den letzten zwei Jahren unter dem Mannes-Regime. Und er muss davon überzeugen, dass auch für ihn soziale und ökologische Politik keine Fremdwörter sind. Für die Zukunft kann man auch der Mühltaler SPD, wenn sie nicht noch tiefer in eine mit der Bundespartei vergleichbare Malaise sinken möchte, nur wünschen, sich jetzt zu besinnen und darüber nachzudenken, welch eine Art Politik sie in Mühltal betreiben möchte.

Tanja Eick und Franz Fujara
23.02.2018
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