Zu viele befristete Arbeitsverträge an der TU Darmstadt

Initiative "Darmstadt unbefristet" fordert drastische Einschränkung von Befristungen

Befristete Arbeitsverhältnisse gab es bis 1986 nur in begründeten Ausnahmefällen. Dann wurde die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung geschaffen und 1996 wurde dieser Ansatz noch einmal wesentlich erweitert. Von 1996 bis 2018 stieg der Anteil der befristet Beschäftigten an allen abhängig Beschäftigten von 6,4 auf 8,5 Prozent. Von allen Neueinstellungen waren 2018 43 Prozent befristet. Im Öffentlichen Dienst ist sogar jede/r siebte Angestellte befristet beschäftigt.

Besonders hoch ist der Anteil Befristeter an den Hochschulen, vor allem bei wissenschaftlichen Mitarbeitern. An Hochschulen gelten noch einmal besondere Regeln für sachgrundlose Befristungen. An der TU Darmstadt hat sich deshalb die Initiative „Darmstadt unbefristet“ gebildet, die ein Ende dieser Praxis fordert. Im Folgenden veröffentlichen wir eine Erklärung dieser Gruppe von ihrer Homepage:

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Warum es uns gibt

Die Technische Universität Darmstadt verspricht eine »nachhaltige Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses« und präsentiert sich als familienfreundliche Arbeitgeberin. Im Gegensatz dazu steht eine Praxis der Befristung von Arbeitsverträgen. Im wissenschaftlichen Mittelbau gibt es auch an der TU Darmstadt weiterhin nahezu keine Stellen, die dauerhafte Perspektiven bieten. Die überwältigende Mehrheit der Arbeitsverhältnisse ist hier befristet. Bei den Administrativ-technischen Mitarbeiter*innen (ATM) laufen etliche Arbeitsverträge ebenfalls nur auf Zeit.

Wir fragen uns: Wie soll man eine private und berufliche Existenz aufbauen, wenn man nicht weiß, ob man im nächsten Jahr noch einen Arbeitsplatz hat, und wenn ja, wo? Wie sich in Darmstadt heimisch und verwurzelt fühlen, wenn nicht sicher ist, ob man in zwei Jahren nicht an eine andere Universität wechseln muss oder ganz auf der Straße steht? Und nicht zuletzt: Wie ein anspruchsvolles Lehr- und Forschungsprofil aufbauen oder sich in der akademischen Selbstverwaltung engagieren, wenn kurze Vertragslaufzeiten keine (Planungs‑)Sicherheiten geben?

Unsere Arbeitgeberin strebt nach Exzellenz. Doch den befristeten Mitarbeiter*innen wird permanente Unsicherheit zugemutet. Das ist weder im Interesse der Betroffenen noch der Hochschule. Denn ausgezeichnete Lehre und Forschung brauchen Kontinuität, Verlässlichkeit und Vertrauen. Durch das System der Befristungen werden kompetente Beschäftigte immer wieder aus der Institution Hochschule gedrängt. Dieser »brain drain« schadet allen. Schluss damit!

Die Initiative »Darmstadt unbefristet« will dem etwas entgegensetzen. Wir fordern eine unmittelbare drastische Einschränkung von Befristungen. Daueraufgaben – wie die Lehre – müssen von Beschäftigten auf Dauerstellen erledigt werden. Auch in der Forschung darf die Projektgebundenheit nicht länger als Ausrede für Befristungen gelten. Im wissenschaftlichen Mittelbau muss der größte Anteil der Mitarbeiter*innen unbefristet angestellt sein! Als verantwortungsvolle Arbeitgeberin darf die Universität nicht das politisch geschaffene Risiko unsicherer Finanzierung auf die Beschäftigten verlagern.

Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz in seiner jetzigen Form ist kontraproduktiv: Statt den Betroffenen einen Weg zu unbefristeter Beschäftigung zu ermöglichen, werden sie noch schneller hinaus gedrängt. Nicht jede*r Wissenschaftliche Mitarbeiter*in kann oder will eine Professur. Es müssen innerhalb der Hochschulen andere Karrierewege eröffnet werden. Wir fordern daher eine gesetzliche Regulierung, die den Beschäftigten tatsächlich nützt und unbefristete wissenschaftliche Stellen neben der Professur schafft.

Darmstadt unbefristet
18.02.2020