„Für einen gerechten Frieden in Nahost“ unter diesem Motto rief das Darmstädter Friedensbündnis für den 8. Juni zu einer Demonstration gegen den Gaza-Krieg auf. Es war die erste Veranstaltung dieser Art in Darmstadt. Es gab eine Auftaktkundgebung auf dem Friedensplatz. Etwa 250 Menschen, darunter einige mit Palästinafahnen und viele mit einem Kufiya-Halstuch, das Solidarität mit der palästinensischen Sache ausdrücken sollte. Gekommen waren aber auch Menschen, die vor allem gegen die brutale Kriegsführung der israelischen Armee protestieren wollten. Das Publikum war durch die Altersgruppen gemischt, und es waren gleichermaßen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund vertreten.
Das Friedensbündnis hatte Stellwände mit Informationen zum Krieg aufgebaut und Plakate mit Parolen vorbereitet. Die Parolen lauteten z.B. „Völkerrecht einhalten:Gaza versorgen! Geiseln freilassen! Waffenstillstand jetzt!“ oder „Free Palestine: Menschen- und Bürgerrechte für alle!“
Diese Parolen brachten die Position des Friedensbündnisses zum Ausdruck, die dann Uli Franke in seiner Rede als Vertreter des Friedensbündnisses aufgriff.
Das Massaker an etwa 800 Zivilist/innen könne niemand gutheißen, es sei ohne Zweifel grausam und völkerrechtswidrig gewesen. Doch dem Überfall der Hamas und anderer Organisationen seien Grausamkeiten, fundamentale Völkerrechtsverletzungen und himmelschreiende Ungerechtigkeiten vorangegangen, die es zu kritisieren gelte. Israel müsse die Rafah-Offensive beenden und die Zivilbevölkerung schützen. Waffenlieferungen und die politische Unterstützung von Israels Krieg müsse beendet werden.
Eine Vertreterin der Frankfurter Gruppe Peace Check berichtete aus eigener Erfahrung über die enormen Probleme, die Menschen haben, welche offen für Palästina Partei ergreifen. Sie selbst habe größte Schwierigkeiten gehabt, an der Universität jemanden zu finden, bei dem sie ihre Bachelorarbeit zu diesem Thema machen könne. In Frankfurt würden propalästinensische Demonstrationen massiv von riesigen Polizeiaufgeboten behindert. Deshalb zeigte sie sich erstaunt, dass in Darmstadt so gut wie keine Polizeipräsenz zu sehen war. Vor allem aber schilderte sie das brutale Vorgehen der israelischen Armee in Gaza. Sie prangerte an, dass die Bundesregierung Beihilfe zu den Kriegsverbrechen leiste, da Deutschland der zweitgrößte Waffenlieferant für Israel sei.
Zwischen den Reden gab es musikalische Beiträge von Niklas, der selbst auch eine Rede für die „Plattform für Frieden in Nahost“ hielt. Auch er kritisierte die Haltung der deutschen Außenpolitik in diesem Krieg. Allerdings gebe es auch in europäischen Ländern Gegenbeispiele. Die Liste der Länder, die Palästina als Staat anerkennen wachse stetig, weil solidarische Bewegungen zum Beispiel in Spanien, Irland oder Norwegen den Herrschenden entsprechenden Druck gemacht haben.
Joachim Guillard aus Heidelberg befasste sich in seiner abschließenden Rede mit der Verantwortung die auch der Westen für flächendeckende Zerstörungen und die Ermordung Zigtausender Menschen, dazu das Aushungern der Bevölkerung hat.
Er ging auch auf die besondere Verantwortung ein, die die sich aus dem von Deutschland im Holocaust betriebenen Völkermord an der jüdischen Bevölkerung ergebe. Natürlich müsse Antisemitismus entschieden bekämpft werden, allerdings echter Antisemitismus, als eine Form von Rassismus, der sich gegen Juden richtet, nur weil sie Juden sind. Es sei aber verfehlt, dies gleichzusetzen mit der Unterstützung des Staates Israel, genauer der Politik dessen Führung, ungeachtet ihres rassistischen, menschenverachtenden Inhalts.
Anschließend an die Kundgebung zogen die Teilnehmenden in einem lautstarken Demonstrationszug durch die Innenstadt zum Staatstheater. Dort löste sich die Versammlung auf.
Vertreter*innen des Friedensbündnisses zeigten sich über die Zahl der Teilnehmenden an der Veranstaltung und über ihren Verlauf sehr zufrieden.
Das „Darmstädter Echo“ kündigte die Kundgebung in einer kurzen Mitteilung an, berichte über den Verlauf aber mit keiner Zeile.