Erfolgreicher Fachtag zur Gemeindepflege – „Altern und Pflege im Sozialraum stärken“

Positive Beispiele aus Wixhausen und Kranichstein
Erhard Schleitzer / Bündnis Pflege

Ältere Menschen möchten möglichst lange selbstständig im gewohnten Sozialraum leben können und am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilhaben. Bei Unterstützungs- und Pflegebedarf benötigen sie gute Zugänge zu einem wohnortnahen Angebot. Mit diesem Themenfeld beschäftigten sich 190 Teilnehmende eines am 04.04.25 vom Bündnis Pflege und der Evangelischen Hochschule Darmstadt gemeinsam ausgerichteten Fachtag. 

Im Fokus stand das in Teilen Hessens erfolgreich umgesetzte Beratungsangebot der Gemeindepflege. Die dort tätigen Fachkräfte nehmen bei ihren Hausbesuchen beispielsweise die soziale Situation, gesundheitliche und hauswirtschaftliche Versorgung ebenso in den Blick wie die individuelle Wohnsituation, Mobilität oder Freizeitgestaltung und beugen damit Isolation und Pflegebedürftigkeit vor. Bei Bedarf informieren sie über alltagsbegleitende Angebote, passende Hilfen bzw. Dienstleistungen und vermitteln diese; diese Kümmererstruktur setzt niedrigschwellig an und wirkt.

Wie dies ganz praktisch von statten geht, beschrieb in einem überaus lebendigen Beitrag die ehemalige Gemeindepflegerin in Wixhausen Katharina Müller. Sie schilderte die konkreten Probleme vor Ort, wie die älteren Menschen beraten und ihnen auch geholfen werden konnte.

In weiteren Vorträgen stellten Fabia Heischling vom zuständigen Ministerium das Landesprogramm „Gemeindeschwester plus“ aus Rheinland-Pfalz vor. Jaqueline Stärklow erläuterte das Projekt Gemeindepflege aus Sicht des Hessischen Ministeriums. 

In den anschließenden Fachforen stellte u. a. „Hiergeblieben“ aus Kranichstein seine Arbeit vor, wie durch das Zusammenwirken von hauptamtlichen Kräften und vielen engagierten Ehrenamtlern bei vielen hilfebedürftigen älteren Menschen erreicht werden konnte, dass die stationäre Unterbringung in ein Heim zeitlich weit hinten hinaus geschoben werden konnte. 

Barbara Akdeniz, Bürgermeisterin und Sozialdezernentin der Wissenschaftsstadt Darmstadt, unterstützte in der folgenden Podiumsdiskussion am Nachmittag mit Nachdruck den Ansatz einer Gemeindepflege in den Quartieren, wies aber auf die Schwierigkeiten der Finanzierung hin. Für die Gemeindepflege sei als Präventionsmaßnahme in den bestehenden Sozialsystemen keine verpflichtende Finanzierung vorgesehen.

Resolution verabschiedet: Finanzierung muss gesichert werden!

In einer auf dem Fachtag vorgestellten Resolution des Bündnisses Pflege, sieht diese das Projekt Gemeindepflege in Hessen auf Grund der Haushaltslage des Landes und vor allem der Kommunen gefährdet.

Das „Bündnis Pflege“ hält es für dringend geboten

  • die Gemeindepflege durch eine 100% Regelfinanzierung des Landes Hessen zu sichern. Bereits die jetzigen Eigenanteile der Kommunen überfordern deren Möglichkeiten und würden bei einer weiteren Erhöhung des Eigenanteils zum Abbau der Gemeindepflege führen. 
  • die Gemeindepflege flächendeckend auszubauen. Einen Bedarf von mindestens 1 Stelle pro 30.000 Einwohnern ist nach den Erfahrungen der letzten Jahre notwendig.
  • die Fachkräfte in der Gemeindepflege leistungsgerecht zu bezahlen. Aktuell gehen die Richtlinien von einem Gehalt eines Berufsanfängers/einer Berufsanfängerin in der Pflege aus.
  • die Gemeindepflege in Hessen inhaltlich weiterzuentwickeln, allgemeingültige Standards und Tätigkeitsprofile für die Gemeindepflege zu implementieren. Eine geregelte Weiterbildung sollte verpflichtend sein. Die Wirksamkeit steigt, wenn das Angebot passgenau in die örtlichen Strukturen wie Pflegestützpunkte und Quartiersarbeit eingefügt wird.
  • eine hessenweite Koordinierungs- und Beratungsstelle einzurichten, die Kommunen, Initiativen oder andere Träger im Prozess der Sozialraumentwicklung bzw. Quartiersentwicklung zu Altern und Pflege berät, begleitet und unterstützt

Die Resolution fand viel Zuspruch bei den Teilnehmenden des Fachtages und soll als Grundlage für die Einreichung einer Petition an das Land Hessen dienen. 

Das Programm der Tagung und das Selbstverständnis des Bündnisses Pflege sind als Dokumente angehängt.


 


 


 


 


 


 


 


 


 

06.04.2025