Katholische Hochschulgemeinde auf dem Weg nach rechts?

Zwei Veranstaltungen mit Referenten vom rechten Rand
Reinhard Raika

Am 28.11.2018 hatte die Katholische Hochschulgemeinde(KHG) zu einer Veranstaltung mit Jürgen Liminski als Referenten eingeladen. Dass dies keine „normale“ Veranstaltung war, wurde schon vor dem Veranstaltungsort durch eine Gruppe protestierender Menschen deutlich. Jürgen Liminski, der bei der KHG zum Thema „Mythos Objektivität“ referierte, ist nämlich aktiv in verschiedenen Projekten, die allesamt weit rechts angesiedelt sind. So schreibt er regelmäßig für die „Junge Freiheit“, die der Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg schon mal als  „Scharnier zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus“ beschrieb. Liminski ist auch in diversen Zirkeln des rechten Katholizismus tätig. So ist er Mitglied bei Opus Dei, einer am rechten Rand der katholischen Kirche angesiedelten Institution. Er schreibt auch für die ebenfalls im fundamentalistischen Katholizismus verorteten „Tagespost“. Nicht erstaunlich ist in diesem Zusammenhang sein Engagement gegen Abtreibungen (hält er für Mord) und für die traditionelle Familie (Vater, Mutter und Kind). Andere Lebensformen werden von ihm abgelehnt, und im Rahmen der Vereinigung „Demo für alle“ agitiert er gegen eine Öffnung der Lehrpläne zum Thema sexuelle Vielfalt, da dies zur "Verunsicherung der Kinder" führe und „vor allem Pädophilen" nütze. Die Ehe für alle soll gekippt werden.

„Lückenpresse“ statt „Lügenpresse“

Der Vortrag selbst triefte in Form und Inhalt von der dem Referenten eigenen rechtskonservativen und reaktionären Gesinnung. Immer wieder führte er Zitate an von Männern, die in seinen Kreisen wohl als bedeutend angesehen werden: Schopenhauer, Nietzsche, Kardinal Ratzinger und derselbe auch noch als Papst Benedikt. Es ging im Großen und Ganzen um eine Medienschelte, wie sie auch von AfD und Pegida betrieben wird.  Als akademisch gebildeter Rechter will er sich aber scheinbar nicht offensichtlich mit dem rechten Pöbel gemein machen und möchte in diesem Zusammenhang statt von „Lügenpresse“ lieber von „Lückenpresse“ reden. In den Printmedien und in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten würden nicht genehme Fakten ausgelassen, verzerrt oder übertrieben dargestellt, um der Bevölkerung ein rot-grünes Weltbild zu vermitteln. Fast Zweidrittel der deutschen Journalisten tendierten zur SPD oder zu den Grünen und stünden damit „links(!) der Mitte“. Links ist für ihn also alles was nicht CDU oder AfD ist. So würden Statistiken über Lebensgemeinschaften falsch interpretiert, um die traditionelle Familie als Auslaufmodell darzustellen. Auch die Rolle der Medien bei der Absetzung des Verfassungsschutzchefs Maßen kommentierte er kritisch, da hier mit dem Begriff der „Hetzjagd“ Stimmung gegen Maßen gemacht wurde. Es folgten einige mehr philosophische Ausführungen zu den Themen „Objektivität“ und „Wahrheit“, die oberlehrerhaft vorgetragen wurden, aber eher an ein Proseminar „Journalistik für Anfänger“ erinnerten.

Was treibt die KHG?

Der Vortrag war wenig überraschend für Leute, die sich mit den Positionen des Referenten befasst hatten. Überraschend war jedoch das Verhalten der KHG-Verantwortlichen und der anwesenden Mitglieder. Weder in der Einleitung noch im Schlusswort ließ die Diskussionsleiterin den Hauch eines Zweifels an der Kompetenz Liminskis aufkommen, führte viele Presseorgane an, für die er schon arbeitete, ignorierte aber seine regelmäßigen Texte in der „Jungen Freiheit“. Von Distanz gab es keine Spur. Auch in den anschließenden Fragen und Diskussionsbeiträgen wurden die politischen Positionen Liminskis nicht hinterfragt, an seiner Autorität als Journalist wurde nicht gezweifelt.

Was aber bewegt die Leitung der KHG, einen solchen Journalisten einzuladen, der für seine Intoleranz gegenüber sexuellen Minderheiten bekannt ist, der seine Sympathien mit der AfD deutlich zu erkennen gibt und bei der AfD auch schon darüber referierte, „warum die Familie unersetzlich“ sei.

Die Einladung Liminskis ist kein Einzelfall

Zwei Wochen zuvor war es Matthias Matussek, der über das „Versagen der vierten Gewalt“ sprach. Matussek bezeichnet sich selbst als Sympathisant der „Identitären Bewegung“ (Zeit online, 6.7.2017). Er bezeichnet die AfD als Glücksfall und wenn es um Flüchtlinge geht, spricht er von "zwei Millionen Bodybuildern", die deutschen Omas bei den Tafeln die letzten Salatköpfe entreißen würden (Die Zeit, 21.6.2018).

Es ist schwer zu glauben, dass diese Häufung rechtslastiger, rassistischer und homophober Referenten bei der KHG Zufall oder Versehen ist. Ist die Hochschulgemeinde selbst ins rechte Fahrwasser abgedriftet? Warum sonst eröffnet sie rechten Journalisten die Möglichkeit, ihre menschenverachtenden Positionen darzustellen? Eine Erklärung dafür war an diesem Abend nicht zu haben.

30.11.2018