Kahlschlag bei Opel

Ausgliederung beim Entwicklungszentrum, Halbierung der Produktion

Opel wurde im  Sommer 2017 vom französischen PSA-Konzern (Peugeot, Citroen) für 1,3 Mrd. Euro übernommen. Bei PSA in Frankreich wurde zuvor unter dem neuen Chef Tavares ein radikales „Sanierungsprogramm“ umgesetzt. Die Fertigungslinien und die Lagerbestände wurden reduziert und 20.000 Stellen abgebaut. Die Rendite konnte so auf 7,3 Prozent erhöht werden und lag damit höher als bei VW. Die Arbeitskosten bei PSA betrugen 10 Prozent gegenüber 15 Prozent bei Opel.

Carlos Tavares, nun auch oberster Boss bei Opel, beschrieb die Situation im übernommenen Unternehmen als dramatisch. Er forderte, Opel müsse bis 2020 ebenso rentabel sein wie PSA. Er werde keine neuen Modellreihen an Opel vergeben, solange dieses Ziel nicht erreicht sei.

Entsprechend dieser Ziele wurde für Opel mit „PACE“ ein sog. „Sanierungsprogramm“ aufgesetzt, das den Abbau von 3.700 Arbeitsplätzen und die Aussetzung tariflicher Lohnerhöhungen vorsieht. Betriebsrat und IG Metall stimmten diesem Plan zu, konnten aber wenigstens einen Kündigungsschutz bis 2023 durchsetzen. Der Personalabbau soll „freiwillig“ über Abfindungen erfolgen. Im Gegenzug versprach PSA weitere Investitionen in die Opelwerke.

Doch genau diesen Teil der Abmachung scheint die Kapitalseite nicht  ernst zu nehmen. Stattdessen entsteht der Eindruck, dass immer weitere Teile des Unternehmens abgewickelt werden sollen:        

  • So wurde die Produktivität der Werke gedrosselt: In Rüsselsheim beispielsweise werden nur noch 42 statt zuvor 55 Wagen in der Stunde gebaut. Das steigert die Kosten pro Fahrzeug. Um im konzerninternen Wettbewerb der Standorte mithalten zu können, müssen im Werk die Kosten weiter reduziert werden, etwa durch die Entlassung von Leiharbeitskräften oder die Nichtersetzung ausscheidender Beschäftigter. 
  • Im November letzten Jahres wurde bekannt, dass Teile des Entwicklungszentrums an die französische Firma Segula ausgegliedert werden sollen. Etwa 2000 Angestellte wären davon betroffen. 
  • Im Januar diesen Jahres  wurde bekannt, dass  es in der Produktion statt zwei Schichten nur noch eine Schicht geben soll. Das bedeutet eine Halbierung der Produktion. Bei einer Produktionskapazität von ca. 180.000 Fahrzeugen jährlich, werden zurzeit 128.000 produziert. Diese Zahl soll auf 68.000 heruntergefahren werden. Die Produktion des Zafira wird in Bälde auslaufen und der Nachfolger wird im britischen Luton hergestellt werden. Für Rüsselsheim wurde zwar ein neues Modell auf der PSA-Plattform angekündigt, das aber soll erst im Laufe dieses Jahres bekannt gegeben werden. Für die Umrüstung wird dann noch einmal ca. ein Jahr benötigt werden.

Klar ist, dass Opel unter diesen Bedingungen nicht mehr rentabel sein kann. Für die Beschäftigten stellt sich deshalb die Frage, welche Pläne PSA mit Opel für die Zukunft hat.

Die Konzernspitze um Carlos Tavares hat für 2020 eine Rendite im operativen Geschäft von zwei Prozent ausgegeben und 2026 sollen es sechs Prozent sein. Der Konzern konzentriert sich nur noch auf profitable Vertriebswege: Rabattaktionen für Mitarbeiter*innen  und das wenig lukrative Leihwagengeschäft werden zurückgefahren. Schon 2018 gingen die Verkaufszahlen von Opel zurück, pro Wagen wurde aber 1400 Euro mehr Gewinn gemacht als im Jahr zuvor.  Gleichzeitig wird angekündigt, die Produktion kontinuierlich an die Volumenplanung anzupassen. Und das geplante Volumen wird verringert. Die Schließung eines oder mehrerer Werke scheint nur noch eine Frage der Zeit.

Reinhard Raika
30.01.2019
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