Selbstverständnis Fridays for Future Darmstadt

Klimakrise als soziale Frage

Der Bewegung "Fridays for Future" gelingt es seit über einem Jahr den weltweiten Klimawandel zu thematisieren. Die zum Teil riesigen Demonstrationen zeigen wie wichtig dieses Thema gerade für junge Menschen ist. Von den Protesten fühlen sich jedoch nicht nur Jugendliche angesprochen. Sie sind generationenübergreifend.

Weniger bekannt ist, dass es in der Klimabewegung eine Diskussion über die politische Ausrichtung gibt. Ein Teil möchte sich auf das Thema Klima beschränken und hofft so auf breite Unterstützung. Andere fragen jedoch danach, weshalb die Bewegung trotz des großen Zuspruchs noch kein wesentliches Ziel durchsetzen konnte. Für sie geht es auch um "Klimagerechtigkeit".

"Fridays for Future" in Darmstadt hat sich auf einem Plenum  am 29.2.2020 hierzu positioniert und eine Selbstverständniserklärung beschlossen.

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Selbstverständnis FfF Darmstadt

Jugend

Wir als Teil einer Jugendbewegung sehen uns in einer besonderen Rolle in der Gesellschaft. Da wir noch nicht so im Alltag festgefahren sind, können wir einfacher progressive Bewegung anstoßen. Wir haben angefangen ein Bewusstsein in der Bevölkerung für die katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise zu schaffen. Damit müssen wir weitermachen, aber auch anfangen, die systemischen Ursachen der Klimakrise zu thematisieren. Auch müssen wir analysieren, warum es aktuell keine reale Verbesserung der Lage gibt, obwohl bereits weltweit Millionen von Menschen auf der Straße sind und Wissenschaftler*innen die technischen Lösungen haben. Aus diesem Grund ist für uns die Klimakrise keine technische, sondern eine soziale Frage.

Da wir als Menschen unter 18 Jahren nicht einmal an den begrenzten demokratischen Partizipationsmöglichkeiten teilnehmen dürfen, haben wir angefangen, das Mittel des zivilen Ungehorsams zu wählen (Schulstreik).

Demokratie

Unser aktuelles politisches System scheitert daran, Lösungen für die Klimakrise zu finden. Die Klimapaketchen, und nicht bindenden Klimaziele sind gute Beispiele des Versagens. Es scheitert ebenfalls daran marginalisierte Menschen (migrantische, wirtschaftlich prekäre) mit einzubinden.

Wir finden es kritisch, dass unsere Demokratie sich darin erschöpft, alle 4 Jahre wählen zu gehen. Deshalb sind wir für echte Basisdemokratie und damit reale Entscheidungskompetenzen aller Menschen in der Nachbarschaft, in der Schule, im Betrieb. Die Demokratie muss von unten nach oben gehen, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen!

Wir wollen die Klimakrise demokratisch lösen. Dafür müssen wir alle Menschen mitnehmen. Das bedeutet für uns konkret, die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und Ökologie zusammen zu denken. Indem wir auch soziale Ungleichheiten thematisieren, können wir den wirtschaftlich schwächeren Teil der Bevölkerung, der momentan bei uns nicht repräsentiert ist, erreichen.

Bedürfnisorientierte Wirtschaft

Im aktuellen Wirtschaftssystem stehen Profite, statt der Mensch im Mittelpunkt. Dies führt zu zerstörerischer Ausbeutung von Mensch und Natur.

Die meisten Menschen haben nicht die Möglichkeit die Klimakrise durch den Konsum „nachhaltiger“, teurer Produkte zu lösen. Deswegen können Lösungen, die nur auf den individuellen Konsum abzielen, nicht alle Menschen mitnehmen und können deshalb keine gesamtgesellschaftliche Lösung sein. Im Gegenteil: durch das Propagieren teurerer Produkte, verlieren wir einen großen Teil der Bevölkerung.

Wir stehen für eine andere, solidarische Wirtschaft ein, in der der Mensch und die Natur, mit der er lebt, im Mittelpunkt steht, in der nach Bedürfnissen aller Menschen und nicht Profiten gewirtschaftet wird.

Nur so können wir die Ursachen und Auswirkungen der Klimakrise gemeinsam bewältigen.

Antirassismus

Wir kämpfen für Klimagerechtigkeit, weil durch die Klimakrise tausende Menschen schon jetzt zu Flucht gezwungen und Millionen weitere folgen werden. Durch die Klimakrise werden vor allem Menschen aus dem globalen Süden zu Flucht gezwungen und in ihrer Existenz bedroht. Deshalb sind wir im globalen Norden, als die Verursacher*innen und Profiteur*innen der Klimakrise, verantwortlich dafür die Auswirkungen dieser Krise auf diese Menschen so gering wie möglich zu halten. Menschen mit Migrationshintergrund sind auf unseren Demonstrationen unterrepräsentiert. Das müssen wir ändern, indem wir rassistischen Strukturen entgegenwirken.

Feminismus

FLINT-Personen (Frauen, Lesben, Inter-, Non-Binary und Transpersonen) sind aufgrund ihrer sozial benachteiligten Situation noch stärker von der Klimakrise betroffen. Gleichzeitig fehlt ihnen häufig das Mitbestimmungsrecht aufgrund ihrer globalen, strukturellen Unterrepräsentierung. Wir haben den Anspruch, sexistische Strukturen und antifeministische Tendenzen, wo immer wir diese erkennen, zu bekämpfen.Um unserer Verantwortung für die Klimakrise gerecht zu werden, müssen wir alle von der Klimakrise stärker betroffenen Gruppen unterstützen und gemeinsam mit ihnen gegen diese Diskriminierung einstehen.

Antifaschismus

Einerseits wird die Klimakrise von Faschist*innen instrumentalisiert, um ihre Menschenverachtende Ideologie zu legitimieren, andererseits greifen sie die Klimagerechtigkeitsbewegung verbal und physisch an. Sie handeln wider aller emanzipatorischen Gründe, aus denen wir für die Klimagerechtigkeitsbewegung einstehen. Da Faschist*innen entweder Klimaschutz sabotieren, unter anderem in dem sie den menschengemachten Klimawandel leugnen, oder lediglich rassistische Auswege aus der Klimakrise sehen,muss der Kampf für Klimagerechtigkeit aktiv antifaschistisch sein.

Globale Gerechtigkeit

Als Fridays for Future Darmstadt verstehen wir uns als Teil der internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung, weshalb die Unterdrückung der Arbeit anderer Gruppierungen dieser Bewegung genauso als ein Angriff auf uns zu werten ist. Klimagerechtigkeit bedeutet für uns, international zu denken und weltweit mit Menschen in ihrem Kampf für eine ökologische und gerechte Welt zusammenzustehen. Mit unserer Reichweite wollen wir vor allem die Menschen des globalen Südens unterstützen, die schon heute massivst unter den Auswirkungen der Kimakrise zu leiden haben und deren Situation sich in Zukunft nur noch verschlechtern wird.

Fridays for Future Darmstadt
02.03.2020
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