Steigende Energiekosten für TU Darmstadt. Defizit von 20 Millionen Euro

Droht der TUtalausfall?

Die Energiepreise erklimmen bisher unbekannte Höhen. Nicht nur Privathaushalte sind davon betroffen, auch Betriebe, Behörden und so auch die TU Darmstadt. Letztere in besonderer Weise. Die TUDa bezieht ihre Energie vornehmlich aus dem Fernwärmenetz der entega und einem speziell für sie gebauten gasbetriebenen Blockheizkraftwerk. Für beide Energieformen zogen die Preise besonders stark an. 2021 zahlte die TUD ca. 11 Mio. Euro für Strom und 5,5 Mio. Euro für Wärme. Für 2022 gelten noch die alten vereinbarten Preise. Ab Januar 2023 werden die Energiekosten deutlich steigen. Bei der Stromversorgung geht die Hochschule von einer Verdopplung, bei der Wärmeversorgung von einer Verdreifachung aus . Musste die TUD 2022 sieben Prozent ihres Haushalts für Energie ausgeben, werden es 2023 zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent sein. Der TUD droht damit ein Defizit von über 25 Millionen Euro. Tanja Brühl, die Präsidentin der TU sieht dadurch die Innovationsfähigkeit der TU gefährdet.(Tagesspiegel 7.11.2022)  )

Lockdown wegen Energiekrise?

Das Präsidium fordert alle Angehörigen der TU auf, Energie zu sparen. Dazu gehören die üblichen Ratschläge wie eine Absenkung der Raumtemperaturen. Weitergehend ist jedoch eine Verlängerung der Winterpause geplant, um die Temperatur in den Räumen auf 10 Grad absenken zu können. Außerdem soll es bei den Fachbereichen eine Abfrage nach weiteren Einsparmöglichkeiten geben. Und hier befürchten Studierende und Beschäftigte einschneidende Maßnahmen bis hin zur zeitweiligen Schließung ganzer Gebäude.

Der AStA der TU, die ver.di-Vertrauensleute, die DGB-Hochschulgruppe, die GEW, die Gruppe „TV Stud“ und die Gruppe „Darmstadt unbefristet“ haben sich deshalb im Bündnis „TUtalausfall verhindern“ zusammengetan, um eine solche Entwicklung zu verhindern. Tobias Kratz vom Vorstand des AStA sagte: „Es darf nicht sein, dass diese Studierenden, die jetzt schon unter Armut leiden, weiter diese Krise austragen müssen. Eine weitere Unischließung wäre fatal. Es braucht sofortige Hilfe für Studierende und die Universitäten, um die steigenden Kosten abzufedern.“

Auf einer mit 500 Studierenden sehr gut besuchten Vollversammlung wurden folgende Forderungen beschlossen:

  • Keine Kompromisse in der Lehre! Das Wintersemester muss in Präsenz stattfinden!
  • Es braucht zusätzlich hybride Formate wie Vorlesungsaufzeichnungen für Studierende, die aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen nicht in der Universität studieren können.
  • Angestellte an der Universität müssen fair bezahlt werden und vor allem einen sicheren Arbeitsplatz haben! Die an sich schon prekär beschäftigten studentischen Hilfskräfte und andere Universitätsangestellte dürfen nicht die Kosten der Krise ausbaden! Kein Stellenabbau, denn für gute Lehre braucht es mehr als warme Räume.
  • Das Land muss Verantwortung übernehmen und die aktuellen Preissteigerungen an der Universität und im Studierendenwerk vollständig ausgleichen.
  • Studieren muss bezahlbar sein! Es braucht ein familienunabhängiges, deutlich höheres BAföG um die Inflation auszugleichen!
  • 1000 Euro Soforthilfe für alle Studierenden und Auszubildenden, um durch den Winter zu kommen!

Das Bündnis "TUtalausfall verhindern" fordert, dass es keine Einsparungen auf Kosten der Beschäftigten geben darf. Sie bräuchten in dieser Zeit Sicherheit und Perspektive, nicht noch eine Sorge mehr, heißt es in einem Flyer. Befristet Beschäftigte dürften nicht die Leidtragenden der aktuellen Situation sein. Die TU brauche dringend mehr unbefristete Beschäftigung an der TU und mehr Sicherheit für die studentischen Beschäftigten – z.B. über einen Tarifvertrag für Studentische Hilfskräfte!

Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen plant die Initiative am 24.11. einen Studierendenstreik & Beschäftigtenprotest an der TU Darmstadt. Im Aufruf heißt es: “Wir fordern eine nachhaltige Finanzierung der Hochschulen und gute Lern- und Arbeitsbedingungen. Komm auf die Straße! Gemeinsam für eine Uni mit guten Lern- und Arbeitsbedingungen!“

Tobias Kratz sagt hierzu: „Wir brauchen jetzt mehr als warme Worte. Gemeinsam müssen wir nicht nur am 24.11., sondern auch darüber hinaus auf die Straße - nicht nur Studierende und Mitarbeitende der TU! Wir brauchen die Unterstützung aller!“

Treffpunkt ist am 24.11. um 12 Uhr im Innenhof der ULB. Von dort gibt es eine Demonstration in die Innenstadt mit einer Zwischenkundgebung am Luisenplatz und zurück zur TU.

Informationen zu den Protesten und den Forderungen der Betroffenen:  https://tutalausfallverhindern.wordpress.com/

Reinhard Raika
18.11.2022