Aus für Aldi 2 im historischen Ortskern von Arheilgen

Die „Arheilger Mucker“ haben sich erfolgreich gewehrt
Erhard Schleitzer

Nach fast 8 Jahren Widerstand der Arheilger*innen wird Aldi nun „von einer Realisierung Abstand nehmen“. Die Vorgeschichte:

Der ehemalige Oberbürgermeister Partsch von den Grünen fädelte den Deal mit Aldi durch die Hintertür ein. Die Stadt wollte in Arheilgen zwei Grundstücke verkaufen. Das sollte im Bauausschuss im Jahr 2017 nichtöffentlich behandelt werden. Kein Außenstehender hätte das mitbekommen, denn es stand nicht in der öffentlich zugänglichen Tagesordnung. Es ging um eine Grünfläche in Arheilgen zwischen Frankfurter Landstraße und der Darmstädter Straße mit Garten und vor allem einen Spielplatz. In diesem Areal wollte der Discounter Aldi einen Einkaufsmarkt und Wohnungen bauen. Der Spielplatz war bescheiden und heruntergekommen.

Die Sache wurde dann doch bekannt. Der Oberbürgermeister versuchte die Aufregung zu dämpfen und verwies auf ein beschlossenes Nahversorgungskonzept aus dem Vorjahr. Er meinte wohl, damit sei der Kauf der Grundstücke ja beschlossen. In der Tat: Das Konzept weist für Arheilgen Lücken in der Nahversorgung auf. Aber eben nicht da, wo Aldi bauen will. Das Konzept verweist zudem auf ein Gutachten von 2012. Das aber „vergaß“ die kleinen inhabergeführten Lebensmittel-Geschäfte und Hofläden und den inzwischen gebauten Drogeriemarkt. Zudem hatte und hat Aldi einen gut laufenden Markt im Südwesten von Arheilgen.

Dieses Nahversorgungskonzept konnte wohl nicht den gültigen Bebauungsplan aushebeln. Es musste ein „ vorhabenbezogene Bebauungsplan“ her (ein vorhabenbezogener Bebauungsplan wird auf Veranlassung eines Vorhabenträgers, meist Investoren, aufgestellt). Der bestehende B-Plan wurde damit außer Kraft gesetzt. Dieser schrieb fest, die dörfliche Struktur dieses Teils des Arheilger Ortskerns zu bewahren und Raum für eine eher kleinteilige und somit dörfliche Entwicklungsmöglichkeit aus Wohnen und Gewerbe zu gewähren. Die Darmstädter Straße mit ihren kleinen Fachwerkhäusern gehört so heute noch zu den schönsten Straßen in Arheilgen.

Auch die Betrachtung und Abwägung der Klimafolgen dieses Vorhabens ist in diesem B-Plan in keiner Weise erwähnt, trotz der fast 100%igen Flächenversiegelung, dem Energieverbrauch und dem zusätzlichen Verkehr. Obwohl die Grün-geführte Stadtregierung die Betrachtung und Abwägung der Klimafolgen für Vorhaben der Stadt den Klimaaktiven und der Darmstädter Bevölkerung versprochen hatte.

Die SPD-Fraktion beantragte 2017 nach einer erfolgreichen Unterschriftenaktion, in dieser Frage die Bürgerschaft zu beteiligen. Stattdessen wurde die Vorlage über den Grundstücksverkauf vom Grün-geführten Magistrat beschlossen und in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung im September 2017 mehrheitlich zugestimmt. Der Antrag der SPD-Fraktion zur Bürgerbefragung wurde auf derselben Sitzung abgelehnt. Eine Bürgerbeteiligung war von den Grünen nicht gewollt.

Die sehr aktive Interessengemeinschaft Arheilger Bürger (IGAB) hatte Einspruch gegen die Baugenehmigung des Aldi-Blockes eingelegt und bereitete sich auf auf ihrer ersten Sitzung in diesem Jahr auf die anstehenden rechtlichen Auseinandersetzungen vor. Dann war auch sie von dem Rückzieher Aldis überrascht. Die IGAB verkündet nun, sie bereite sich auf eine große Feier vor. „Wir haben erreicht, dass wir jetzt die Chance auf eine geänderte (verkleinerte) und vor allem dem Ortsbild angepasste Bebauung haben, die unseren Stadtteil aufwertet!“

Nur Hilde Förster-Heldmann, Landtagsabgeordnete der Grünen, bedauert den Rückzug von Aldi und will die „Brache“ möglichst schnell entwickeln. Eine Abgeordnete für Darmstadts Norden – nicht nur weltfremd sondern insbesondere „arheilgenfremd“.


 


 


 


 

Aldi • IGAB

23.01.2025