Raus aus dem Lager-Alltag

"Refugee welcome Cafe" als Treffpunkt für Geflüchtete und Aktive

Seit Juli 2015 gibt es in Darmstadt ein refugee welcome Cafe. Jeden Samstag Nachmittag von 15 bis 18 Uhr öffnet das Halkevi in der Luisenstraße und bietet so einen Ort für Geflüchtete, Unterstützer*innen und Aktivist*innen, um sich zu treffen und den Unterkünften zu entkommen, miteinander zu reden, gemeinsam zu kochen, Unterstützung und Beratung zu finden.

Verschiedene Aktive, die schon lange in der antirassistischen Arbeit aktiv sind, suchten bereits längere Zeit nach einem Ort, um Selbstorganisation zu fördern und einen Treffpunkt zu bieten. Im Juli traf das dann zusammen mit dem Bedürfnis von neu Hinzugekommenen und der Migrant*innenselbstorganisation Halkevi e.V., die nach einer Möglichkeit suchten, Geflüchtete zu unterstützen.

Die Öffnung des Cafes traf zusammen mit dem Entstehen der großen Gemeinschaftsunterkünfte in der Alsfelder Straße und in der Michaelisstraße. Die dort untergebrachten Menschen hatten ein großes Bedürfnis danach, dem Lager-Alltag zu entkommen,  Ruhe und „Normalität“ zu erleben, Unterstützung und Kontakt zu erfahren und sich auch mit politischen Fragen zu beschäftigen. Sehr schnell wurde der neue Treffpunkt angenommen und jetzt kommen jede Woche mehr als 40 Menschen, so dass die Räume oft fast zu klein sind.

Die Besucher*innen kommen aus verschiedenen Ländern, aus Afghanistan, Syrien, Kurdistan,  Äthiopien und Eritrea, aus Somalia und Pakistan, aus dem Irak und Iran. Die Verständigung ist oft nicht einfach, aber es finden sich immer Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, und so entstehen manchmal regelrechte „Übersetzungs-Ketten“. Die Kinder können sich am besten verständigen und sind fester Bestandteil der Treffen.

Die foodsaver liefern jeden Samstag Lebensmittel und in der Küche kochen dann verschiedene Menschen ein Essen für alle Besucher*innen. Zu Beginn waren das die Organisator*innen, aber sehr schnell übernahmen die Geflüchteten das selbst. Das gemeinsame Tun ermöglicht eine Verbindung auch dann, wenn die gemeinsame Sprache fehlt.

Beratung im Asylverfahren, Verhinderung von Abschiebungen (v.a. im Dublin-Verfahren), die Organisierung von Kirchenasyl, Beratung in anderen existenziellen Fragen sind wichtiger Bestandteil des Cafes.

Von Beginn an war es uns wichtig, Selbstorganisierung zu fördern, das Cafe auf Dauer gemeinsam zu betreiben, auch politische Informationen zu vermitteln, gemeinsam auf Aktionen zu fahren. Das haben wir nun schon mehrmals getan. Wir waren zusammen auf Demonstrationen in Frankfurt und Gießen, eine Gruppe war gemeinsam auf der refugee conference im Februar in Hamburg, und auch auf der Konferenz „solidarity for all“ Anfang März in Frankfurt waren viele Geflüchtete aus Darmstadt.

Auch gemeinsame Aktionen in Darmstadt haben wir organisiert. Im September 2015 veranstalteten wir ein großes welcome Fest im Bürgerpark und holten die Geflüchteten aus der Erstaufnahme in der Michaelisstraße mit einer Demonstration ab. Nach der Demonstration in Frankfurt gegen die Asylrechtsverschärfungen feierten wir ein großartiges Fest in der Oettinger Villa und tanzten zu Musik von Musiker*innen aus dem Halkevi und aus den Unterkünften. Als im Oktober 71 Menschen jämmerlich in einem Lastwagen erstickten, weil sie keinen sicheren Fluchtweg nach Europa hatten, veranstalteten wir ein Gedenken auf dem Luisenplatz.

Das alles macht uns deutlich, dass das Konzept, einen Ort zur gemeinsamen Organisierung anzubieten, Früchte trägt und sehr notwendig ist.

„Die Existenz eines Cafes, eines Treffpunktes, ist die Basis für alles andere“ - so ein Cafe-Besucher.

„Im Cafe können wir Ruhe finden, mit Menschen sprechen, spüren Solidarität und Verständnis für unsere Situation, können Musik machen und etwas Leichtigkeit spüren“ - so beschreibt eine Kurdin das Cafe auf der Konferenz in Frankfurt.

Gerne würden wir auch ein regelmäßiges Frauencafe anbieten, bisher reichen aber unsere Kräfte und der Raum dafür nicht aus.

Für den 15.04.16 planen wir das nächste Soli-Konzert in der Bessunger Knabenschule. Die politische Lage verschlechtert sich, die Geflüchteten haben viel Schweres erlebt und haben jeden Tag zu kämpfen – dem wollen wir unsere Solidarität, unsere gemeinsamen Kämpfe, unsere Lebendigkeit und unsere Hoffnung auf ein anderes Leben entgegen setzen.

Der Einzugsbereich des Cafes ist groß, es kommen regelmäßig Menschen aus Heppenheim, Bensheim etc. Um ihnen die Teilnahme zu ermöglichen, erstatten wir Fahrtkosten. Die gespendeten Lebensmittel müssen durch Zukäufe ersetzt werden, für die Zusammenarbeit mit Anwält*innen brauchen wir Geld.

Daher brauchen wir Spenden und freuen uns über jeden Beitrag. Die Spenden sind steuerlich absetzbar.

Kontoverbindung:

ClandestIni - Solidarität mit Flüchtlingen                              

IBAN:  DE21508900000056820000                         

BIC: GENODEF1VBD                                              

Volksbank Südhessen-Darmstadt eG.                      

Kontakt: Doro Köhler, do.koehler@gmx.de

Doro Köhler
09.03.2016
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