Schöne Bescherung

Personalabbau bei T-Systems

Bei T-Systems sind in Deutschland etwa 29.000 Menschen beschäftigt. Darmstadt ist mit fast 3.000 Angestellten ein wichtiger Standort. Seit vielen Jahren gibt es immer wieder Programme zum Abbau von Arbeitsplätzen. Anfang Dezember 2013 berichteten verschiedene Zeitungen, es gebe nun einen Plan zum Abbau von 6.000 Arbeitsplätzen. Das wäre eine neue Dimension. Der Vorstand kritisierte zwar die "Indiskretionen", wollte die Berichte an sich aber nicht dementieren. Auch die Möglichkeit,  zur Durchsetzung des Programms erstmals betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen wurde nicht ausgeschlossen. In der nächsten Tarifrunde im Frühjahr wird es deshalb auch um den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen gehen.

Im folgenden dokumentieren wir einen Beitrag von Thomas Frischkorm auf der Webseite der verdi-Betriebsgruppe T-Systems in Darmstadt.

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Alle paar Jahre wieder, zwischen der Puls-Befragung im Herbst und Weihnachten, erhalten die Beschäftigten im Telekom-Konzern – meist aus der Wirtschaftspresse – die Nachricht, dass sich das Management mal wieder Gedanken über die Zukunft des Unternehmens macht und eine neue Runde Personalabbau plant. Dieses Mal hat es mal wieder die T-Systems getroffen. Die Reaktionen aus dem Unternehmen waren auch wie sonst: der zukünftige Vorstandsvorsitzende spricht im Intranet „Klartext“, indem er uns mitteilt, dass es zwar Überlegungen zur Zukunft der T-Systems gebe, aber Aussagen Enteüber den Umfang des Personalabbaus reine Spekulation sind. Schnell wird noch ein Bericht über den T-Systems Campus inkl. Fotoshow nachgereicht, in dem „Experten und Führungskräfte“ Ansätze für den künftigen Kurs des Unternehmens entwickeln. Im Übrigen werde, wenn alles feststeht, auch mit den Sozialpartnern gesprochen.

Warum stellt sich trotz der Bekundungen unseres Topmanagements unter den Beschäftigten keine Beruhigung ein? Einerseits aus der Erfahrung, dass immer dann, wenn sich im unserer Firma Gedanken über die Zukunft gemacht wurde, das Ergebnis im Voraus feststand: Personalabbau. Allerdings verkürzen sich die Zyklen deutlich. Bisher wurde nach dem Erreichen der Abbauziele den Beschäftigten meist eine „Schonzeit“ von ca. einem Jahr gewährt, indem uns das Management aufforderte „Jetzt wieder optimistisch in die Zukunft zu blicken“, bevor das Halali zur nächsten Treibjagd geblasen wurde. Dieses Mal ist der Abbau noch nicht einmal zur Hälfte umgesetzt, da wird bereits der nächste geplant. Zum anderen mehren sich Berichte von Kollegen aus Abbaugesprächen, dass beim Angebot der „freiwilligen Maßnahmen“ der Hinweis über das Auslaufen des tarifvertraglichen betriebsbedingten Kündigungsschutzes zum Jahresende immer deutlicher zum Ausdruck gebracht wird.

Dabei ist die Logik des Personalabbaus seit Jahren die gleiche: Marktanalysten berechnen, welcher Marktanteil der Firma in Zukunft möglich ist und wieviel Umsatz realisiert werden kann. Finanzmarktanalysten geben vor, welchen Profit der Kapitalmarkt von uns fordert. Die Differenz aus Umsatz und Profit legt die Kosten fest, die in der Firma maximal anfallen dürfen. Von den Kosten zu den Personalzahlen, die zu reduzieren sind, ist es dann nur noch ein kleiner Schritt. Wie viele Menschen benötigt werden, um das zu produzieren was wir dem Kunden verkaufen wollen, damit überhaupt Umsatz möglich ist, wird vom Management seit Jahren ausgeblendet.

Dabei liegt das Problem nicht bei Managern, die eine menschenverachtende Ideologie der Profitmaximierung umsetzen. Sie tun einfach den Job für den sie bezahlt werden. Viel schwerer wirkt, dass wir Beschäftigten vor allem in der IT-Branche so vieles widerstandslos über uns ergehen lassen und so dem ständigen Unterbietungswettbewerb Vorschub leisten. Erst wenn wir beginnen, uns kollektiv und solidarisch gegen die scheinbar alternativlosen Strategien des Unternehmens zu wehren, haben wir eine Chance, den wiederkehrenden Abbaurunden Grenzen zu setzen.

Wir würden gerne mal positivere Meldungen zum Jahresabschluss veröffentlichen. Aber vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr. Nicht, dass wir daran glaubten, eine höhere Vernunft würde im Unternehmen und der Gesellschaft Einzug halten und dadurch unsere Situation verbessern. Aber vielleicht werden wir ja rückschauend auf das Jahr 2014 berichten können, dass sich die Beschäftigten von T-Systems in einem aktiven und ideenreichen Arbeitskampf durchgesetzt haben und neben der Verlängerung des Ausschlusses der betriebsbedingten Kündigungen eine deutliche Reallohnsteigerung erkämpften. Nebenbei können wir dabei den Managern mal zeigen, dass es dann doch nicht ohne uns geht und wir uns damit etwas zurückerkämpfen, was viele Kolleginnen und Kollegen immer mehr vermissen: unsere Menschenwürde am Arbeitsplatz.

 

Thomas Frischkorn / siehsmaso
20.12.2013
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